Aachner Karlsschrein, Anfang 13. Jahrhundert

  Anfang des 12. Jahrhunderts hat der Mönch Theophilus in seiner "Schedula diversarum artium" die erste ausführliche Aufzeichnung über das damals geübte Treibverfahren geschrieben; namentlich für Reliefs mit stark plastisch vorstehenden Figuren, wie sie für Reliquienschreine hergestellt wurden.

Die Ausführung von figürlichen Treibarbeiten sind in Kapitel 74 und 78 beschrieben.

Der damaligen Auffassung zufolge soll der Kopf am höchsten vorstehen
und wird als erstes für sich herausgearbeitet:

 
  Alsdann zeichne auch den Umriss des Körpers...
 
  ... die Figur bald niederdrückend, bald heraustreibend...
 
  ... beim heraustreten des Bildnisses acht darauf, dass das Haupt stets vorrage.
 
 
 
  Theophilus Presbyter erwähnt das Treibpech hier nicht, vielleicht
hielt er dessen Anwendung für selbstverständlich.
 
  Dem herausgetriebenen Hochrelief wird von hinten Pech eingelassen
und von vorn mit Punzen modelliert und fertiggestellt.
   

Von dieser ersten Überlieferung über die Treibtechnik bis zum heutigen Tage haben sich
weder die Treibverfahren noch die dazu verwendeten Werkzeuge wesentlich verändert.

Selbst dem Rezept für Treibpech, Kapitel 59, wurde in späteren Jahrhunderten 
lediglich noch Harz für die Klebrigkeit zugefügt.